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400ppm

Auszug aus einen Interview von DerStandard.at
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STANDARD: Welche Epoche der Vergangenheit lässt sich am besten mit dem heutigen Klima vergleichen?

Dahl-Jensen: Vor etwa 5000 bis 8000 Jahren war es etwas wärmer als heute. Wir wissen relativ viel über diese Zeit, weil sie noch nicht so lange her ist: Trotz der höheren Temperaturen war es am Mittelmeer damals nicht so trocken. Auch weite Teile Afrikas waren üppig bewachsen. Ein wichtiger Unterschied ist aber, dass der derzeitige Temperaturanstieg mit mehr Treibhausgasen in der Atmosphäre zusammenhängt. Damals lag das an der veränderten Sonneneinstrahlung auf die Erde.

STANDARD: Was antworten Sie Menschen, die argumentieren, dass es schon vor uns wärmere Epochen gegeben habe und man sich wegen der globalen Erwärmung keine Sorgen machen müsse?

Oerlemans: Die Veränderungen, die wir hervorrufen, passieren unglaublich schnell: In nur 100 Jahren stieg der CO2-Gehalt der Luft von 280 auf mehr als 400 Parts per Million (ppm). Das ist einzigartig – und riskant, weil wir unser Klimasystem nicht vollends verstehen.

STANDARD: Noch nie gab es also derartig hohe CO2-Konzentrationen.

Vor rund 120.000 Jahren war es in Grönland um fünf Grad wärmer. Ein ähnliches Niveau könnte die Arktis, die sich stärker erhitzt als andere Regionen der Erde, bis 2100 wieder erreichen.

Dahl-Jensen: Genau. Unsere Daten reichen 800.000 Jahre in die Vergangenheit, und die Luftblasen in Eisbohrkernen aus der Antarktis zeigen uns, dass es in dieser Zeit nie Werte über 300 ppm gab. Nicht einmal während der Eem-Warmzeit vor etwa 120.000 Jahren, als es in Grönland fünf Grad wärmer war und der Meeresspiegel um zwei Meter höher lag. Ähnlich stark könnte sich die Arktis übrigens noch vor 2100 aufheizen. Wie weit müssten wir zurückreisen, um auf mehr als 400 ppm zu kommen, Hans?

Oerlemans: Vielleicht zehn Millionen Jahre.

STANDARD: Wann wird es mit der globalen Erwärmung vorbei sein?

Oerlemans: In etwa 50.000 Jahren.

Dahl-Jensen: Der Erde kann es natürlich egal sein, wenn der CO2-Anteil steigt. Aber wir müssen uns Sorgen machen, weil derzeit so viele Menschen auf der Erde leben und wir sehr starke Nationen mit Grenzen dazwischen geschaffen haben. Das macht es für viele schwierig, in ein anderes Land zu ziehen.

…. … . .. .. https://www.derstandard.at/story/2000141340452/eisforschende-der-erde-kann-der-co2-anteil-egal-sein

Intoleranz

Karl Popper
Flaschenpost aus dem Jahre 1944.

Weniger bekannt ist das Paradox der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

Damit wünsche ich nicht zu sagen, dass wir z. B. intolerante Philosophien auf jeden Fall gewaltsam unterdrücken sollten; solange wir ihnen durch rationale Argumente beikommen können und solange wir sie durch die öffentliche Meinung in Schranken halten können, wäre ihre Unterdrückung sicher höchst unvernünftig. Aber wir sollten für uns das Recht in Anspruch nehmen, sie, wenn nötig, mit Gewalt zu unterdrücken; denn es kann sich leicht herausstellen, dass ihre Vertreter nicht bereit sind, mit uns auf der Ebene rationaler Diskussion zusammenzutreffen, und beginnen, das Argumentieren als solches zu verwerfen; sie können ihren Anhängern verbieten, auf rationale Argumente – die sie ein Täuschungsmanöver nennen – zu hören, und sie werden ihnen vielleicht den Rat geben, Argumente mit Fäusten und Pistolen zu beantworten.

Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.

Aus: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Mohr Siebeck, Tübingen. Zwei Bände.